TikTok: Hat das letzte Stündlein geschlagen?

Eine bunte Plattform voller Möglichkeiten: TikTok erfreut sich seit geraumer Zeit großer Beliebtheit und konnte in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum hinlegen. Mittlerweile hat die Plattform für Hobby-Filmproduktionen rund 800 Millionen Nutzer und begeistert Menschen auf der ganzen Welt. Was erstmal nach einer perfekten Erfolgsgeschichte klingt, zieht leider ein paar dunkle Wolken mit sich. TikTok steht neuerdings in der Kritik, da über die App gesammelte Nutzerdaten von der chinesischen Regierung abgerufen werden könnten. Erste Länder ziehen bereits Konsequenzen und die USA denkt sogar über ein Verbot nach. Was die App überhaupt ausmacht und ob TikToks letztes Stündlein vielleicht früher geschlagen hat als wir denken: Alle Informationen rund um das Thema haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.

Videoproduktion mit genialem Konzept oder Werbefilme am Fließband?

Das TikTok an diese unglaublich hohen Nutzerzahlen gekommen ist, liegt vor allem daran, wie simpel die Idee der App ist. Es handelt sich im Grunde um ein soziales Netzwerk, ähnlich wie Instagram oder Facebook. ABER: Anstelle von Bildern, werden bei TikTok ausschließlich kurze, (selbstgemachte) Videoproduktionen geteilt, in deren Hintergrund meistens ein Song oder Sound zu hören ist. In viele der Videos wird getanzt oder Playback gesungen, aber auch sogenannte „Real Talks“ und witzige Kurzgeschichten prägen die For You Seite (bzw. den Feed) von TikTok.

Die rein mobile App, setzt auf Kurzvideos im Hochformat und bieten den Nutzern dabei nicht nur selbstproduzierte Filme, sondern zeigt auch einige Werbefilme. Schon beim Öffnen der App ist der Bildschirm mit dem ersten Video gefüllt und bekommt i.d.R. auch direkt ein Werbevideo zu sehen. Nach ein paar Sekunden folgen dann die ersten Filmproduktionen aus Eigenregie – von da an muss der Nutzer sich nur noch zurücklehnen und kann stundenlang die kurzweiligen Videos konsumieren. TikTok bietet eine ganz eigene Welt an Content, der so auf keiner anderen sozialen Plattform zu finden ist. Beliebt sind etwa „Dance Challenges“, in denen Millionen von Nutzern, den selben Tanz zu seinem Song nachtanzen und Unboxing Videos – von ungewöhnlichen Süßigkeiten, bis hin zu den verrücktesten Spielzeugen.
 
TikTok Userin Auch Unternehmen entdecken die Plattform zunehmend für sich und große Marken wie BMW, Aldi Nord oder Otto, nutzen TikTok bereits jetzt, um dort Werbekampagnen zu testen und Imagefilme zu erstellen. Ende Juli präsentierte die App zudem seine globale Werbeplattform für Firmenkunden, die in Zukunft wohl direkt mit anderen Social-Media-Konzernen konkurriert. Doch mehr noch als direkte Werbefilme, arbeitet TikTok mit dem Einfluss von Influencern. Den Stars auf der Plattform gelingt es dabei regelmäßig, mit ihren Videoproduktionen rund um Themen wie Memes, Cosplay oder Hashtag Challenges, viele Menschen auf der ganzen Welt zu erreichen und dadurch natürlich auch auf Instagram, Facebook, Twitter und Co. weitere Follower zu generieren. Erst kürzlich zogen z.B. 14 große Tiktoker in eine gemeinsame Villa in Los Angeles um dort für ihr Follower noch mehr Content liefern zu können und TikTok weiter zu verbreiten.

 

TikTok Bann in Indien bereits durchgesetzt

Indien hat erst kürzlich TikTok sowie 58 weitere chinesische Apps gebannt. Grund dafür waren Sicherheitsbedenken sowie ein Grenzkonflikt mit China, der in einer tödlichen Auseinandersetzung ausartete. Die indische Regierung hat zudem Bedenken geäußert, dass die App Indiens Souveränität, die Landesverteidigung, die staatliche Sicherheit und die öffentliche Ordnung gefährden würde. Wie auch in den USA ist man der Meinung, dass durch TikTok Nutzerdaten an die chinesische Regierung weitergeleite werden. Es gibt Berichte darüber, wie Daten von Indischen Smartphones auf ausländische Server übertragen wurden. Inzwischen ist TikTok nicht mehr im Google Play Store und Apple App Store in Indien zu finden.

Wie steht es in Deutschland um ein TikTok Verbot?

Auch in Deutschland und Europa wird TikTok kritisiert. Während Großbritannien und Australien schon konkret über ein Verbot nachdenken, wird dieses Thema in Deutschland erst seit Kurzem behandelt. Anfang Juli gründete der Europäische Datenschutzausschuss eine Arbeitsgruppe die prüfen soll, ob TikTok rechtmäßig Daten verbreitet und welche Schritte im Fall eines Datenmissbrauchs nötig sind. Dabei soll ein Verbot nur dann erfolgen, wenn es sinnvoll ist und feststeht, dass Grundrechte verletzte werden. Ein Verbot sei immer dann immer falsch, wenn lediglich die Marktmacht neuer Anbieter eingeschränkt werden soll.

In Deutschland ist ein zeitnahes TikTok Verbot wohl unwahrscheinlich. Das liegt vor allem daran, dass Deutschland eine andere politische Auffassung gegenüber China hat als die USA oder Indien. Verbote werden eher zögerlich ausgesprochen, weswegen man davon ausgehen kann, dass die Videoproduktion mit TikTok in Deutschland erstmal weitergehen kann Nichtsdestotrotz zeigen Länder wie die USA oder Indien, dass China die Kritik an TikTok ernst nehmen sollte und für mehr Transparenz sowie weniger Zensur sorgen muss.

Nichtsdestotrotz zeigen Länder wie die USA oder Indien, dass China die Kritik an TikTok ernst nehmen sollte und für mehr Transparenz sowie weniger Zensur sorgen muss.